SELBSTWIRKSAMKEIT ist aktives Handeln aus eigenem Impuls und Antrieb. Ein Aspekt unserer Selbsterfahrung, der neben der Selbstrealisierung zur Selbstverwirklichung gehört. Nur wenn ich weiß wer ich bin, was ich brauche und zum Ausdruck bringen möchte kann ich auch Wege finden zu handeln. Dabei will dass, was zum Ausdruck gebracht werden kann und soll oft erst im Verlauf eines Lebens entdeckt werden. Das was bereits in mir steckt als gepacktes, verdichtetes Potential wird im Verlauf einer Ent- Wicklung freigelegt. Entsprechend dieser Entwicklungsstadien haben wir auch unterschiedliche Möglichkeiten um Selbstwirksamkeit zu erfahren.
In der Entwicklungspsychologie wird von Entwicklungsstufen und Lebensphasen gesprochen, die ein Kind durchläuft. Entsprechend der jeweiligen Aufgabe dieser Entwicklungsstufe wird also von einem Säugling die erfolgreiche Nahrungsaufnahme durch Saugen an der Mutterbrust , dann das Erhalten eines gewünschten Objektes durch sein darauf hinkrabbeln und ergreifen und noch später das managen der ersten Gehversuche als erfüllende Selbstwirksamkeit erfahren.
Wenn der physische Körper so weit ausgereift ist, das Grob und Feinmotorik zur Erfüllung der Bedürfnisse beherrscht werden, reift der emotionale Körper heran. Er entwickelt sich im Alter von 3 – 5 Jahren. Hier heisst Selbstverwirklichung, zu lernen, die Emotionen zu nutzen und zu managen. Gefühle in Ausdruck umzusetzen und zu erfahren, wie auf welche Emotionen reagiert wird.
Selbstwirksamkeit geht mit einem tiefen Gefühl der Befriedigung und Selbstliebe einher.
In wie weit es uns in unserem Leben gelingt, Selbstwirksamkeit zu erfahren, trägt wesentlich zu unserer Erfahrung von ganzheitlicher Gesundheit bei.
Aron Antonovsky, ein jüdischer Arzt, hat sich mit der Frage beschäftigte, was Menschen eigentlich gesund erhält. Im Gegensatz zum bis dahin traditionellen medizinischen Vorgehen, bei dem bis dahin überwiegend Risikoanalysen betrieben wurden und man sich damit auseinandersetzte, was uns krank macht, begründete Antonovsky einen neuen Ansatz, der als Salutogenese bezeichnet wird. Er fand heraus, dass drei wesentliche Komponenten im Leben eines Menschen dabei eine Rolle spielen, und zwar die Verstehbarkeit, die Sinnhaftigkeit und die Handhabbarkeit von Lebensumständen oder Ereignissen.
Die Menschen, die eine hohe Übereinstimmung mit dem Vorhandensein dieser drei Faktoren aufweisen konnten, waren auf eine ganzheitlichere Weise gesund. Gesundheit kann hier als bio-psycho-soziale Gesundheit erfahren werden.
Wenn wir also von unserem Verstand her verstehen können, was mit und um uns herum geschieht, mit unserem Herzen dem Geschehen eine persönliche emotionale Bedeutung oder Sinn geben können und darüber hinaus auf der physischen Ebene handlungsfähig sind, mit der Situation selbstwirksam umgehen können, bleiben wir gesund.
Wenn wir über Selbstwirksamkeit sprechen müssen wir zwischen aktiver Selbstwirksamkeit im Verlauf der Entwicklung in unterschiedlichen Entwicklungsstadien und passiver Selbstwirksamkeit unterscheiden. Passive Selbstwirksamkeit stellt die Reaktion auf die als bedrohlich oder unsicher erfahrenen Situationen oder Lebensumstände dar. Hier heißt Selbstwirksam sein, Sicherheit herstellen können. Unser Nervensystem stellt uns dafür verschieden Strategien zur Verfügung, die sich phylogenetisch, das heißt im Verlauf der Entwicklung des menschlichen Wesens als erfolgreiche Strategien bewährt haben.
Die jüngste, uns Menschen eigene Selbstwirksamkeits-Strategie, die als erstes Anwendung findet, ist das Zurückgreifen auf unser soziale Beziehungsfähigkeit und Kommunikation. Wer ist da, der mich unterstützen kann, mich und was gerade geschieht sieht und mir helfen kann? Sich nach Hilfe umschauen, Hilfe rufen, einfordern und annehmen können sind hier wichtig. Auch unsere Fähigkeit zur kognitiven Neu- und Umbewertung eines Ereignisses gehören dazu. Wir stellen uns dann Fragen wie „Ist das wirklich so bedrohlich, wie es aussieht? Ist es das wofür ich es halte? Kann ich mit Kommunikation etwas erreichen? Kann ich die wahrgenommene Bedrohung irgendwie zum Ausdruck bringen und werde gehört und verstanden?
Wenn das nicht erfolgreich ist oder wenn die Bedrohung so groß ist, das unser Unterbewusstes bereits Strategie 1 als zu langsam und ineffektiv verworfen hat, wird auf ein instinkthaftes Verhalten umgeschaltet und es stehen uns ältere archiaische Handlungsoptionen für unsere Selbstwirksamkeit zur Verfügung. Entweder die Bedrohung aktiv anzugehen, den eigenen Raum zu behaupten und zu kämpfen oder sich so schnell wie möglich aus dem Staub zu machen. Die Auswahl erfolgt aus dem Gehirnbereich, der auf mehrere Millionen Jahre alte Verhaltenserfahrungen von Säugetieren zurückgreift.
Wenn auch das nicht erfolgreich ist, werden noch ältere Überlebensstrategien aus dem Bereich des Stammhirns oder Reptilienverhaltens aktiviert. Hier stellt Erstarrung und Abwarten eine bewährte und energieschonende Strategie dar. Da Reptilien noch kein entwickeltes emotionales Zentrum haben, geht mit diesem Zustand auch das Einstellen von Empfindungen und emotionalem Erleben einher.
Das Leben ist auf Abwarten ausgerichtet. Verdauung , Atmung und vor sich hin vegetieren, bis die Bedrohung vorbei ist.
Traumatische Erfahrungen sind Erfahrungen die so groß, so schnell, so überwältigend waren, dass sie nicht gehandhabt werden konnten und oft über lange Zeit hinweg weder verstehbar waren oder Sinn gemacht haben. Trauma stellt eine Erfahrung von fehlender reaktiver Selbstwirksamkeit dar.
Die Energie, die für den Umgang mit der Situation aus unserem autonomen Nervensystem bereitgestellt wurde, kann nicht in wirkungsvolle Aktivität umgesetzt werden. Sie wird komprimiert und eingefroren, gemeinsam mit den Bewegungsprogrammen für spezifische Muskelgruppen, die bereits für eine auszuführende Handlung aktiviert wurden.
Die Auflösung dieser ungenutzten Energieblockaden führt dazu, das verzerrte Verhaltensweisen sich in harmonischen Selbstausdruck wandeln und die Erfahrung von Selbstwirksamkeit gemacht werden kann.
TRE- trauma und tensioning releasing execises ist dafür ein äußerst wirksames Hilfsmittel.
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